7 gute Gründe, mit Lehm zu bauen

Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Achtsamkeit sind in aller Munde und aktuell Auslöser für eine Trendwende. Im Bausektor kommen diese Werte gerade erst an und sorgen derzeit für einen Umbruch. Wie bauen wir in Zukunft? Lehm als alt bekannter Baustoff bietet eine Menge an Möglichkeiten.

Mit Lehm bauen.
Aber warum?

Hier findest du 7 Gründe, warum es absolut Sinn macht, ein Gebäude mit Lehm zu bauen:

1. Lehm ist gesund

Du bist Allergiker oder Asthmatiker oder reagierst sensibel auf Strahlung? Lehmputz hat die positive Eigenschaft, Schadstoffe aus der Luft zu filtern. Er absorbiert Strahlung und reduziert so die Belastung auf den menschlichen Körper. Außerdem sorgt er für eine konstante relative Luftfeuchtigkeit und damit für ein gesundes Raumklima.

2. Lehm ist ökologisch und nachhaltig

Lehm kann direkt aus deiner eigenen Baugrube verwendet werden. Er funktioniert als Baustoff ganz ohne chemische Zuschlagsstoffe und ist ohne Qualitätsverlust wiederverwendbar. Die Herstellungsenergie von Lehm ist sehr gering. Ebenso ist die Bilanz der Betriebsenergie sehenswert, wenn ein entsprechender Anteil an Lehmbaustoffen im Haus verbaut ist. Denn er speichert Wärme und gibt sie im “richtigen” Zyklus wieder ab und reduziert so Heizkosten und Stromverbrauch.

3. Lehm ist leicht zu verbauen

Ein Lehmhaus kann eigentlich jeder selbst bauen. Den Umgang mit Lehm kann man schnell und unkompliziert erlernen. Durch seine natürliche Haptik lassen sich viele Menschen meist davon begeistern selbst Hand anzulegen. So können schnell partizipative Projekte entstehen. Eine Anleitung von einem Fachmann oder einer Fachfrau ist dennoch, auch bei Eigenbauprojekten, empfehlenswert.

4. Lehm ist ein alt bekannter Baustoff

Lehm hat ein Vorkommen in der ganzen Welt. In Deutschland ist er eher aus dem Fachwerkbau bekannt. Heute leben etwa noch 30% der Weltbevölkerung in Lehmbauten. Durch diese weite Verbreitung gibt es ein sehr altes Wissen, auf das wir nur zurückgreifen brauchen. 

5. Lehm ist erschwinglich

Entgegen vieler Behauptungen ist ein Haus aus Lehm durchaus bezahlbar. Im Vergleich zu vielen Baustoffen, die aufgrund von Ressourcenknappheit und Lieferengpässen ihre Preise regelmäßig anheben müssen, bleibt der Baustoff Lehm stabil.

6. Lehm ist flexibel einsetzbar und sicher

Lehmbaustoffe ergänzen sich sehr gut mit Stroh und Holz und vielen weiteren organischen und mineralischen Materialien. Es gibt viele Möglichkeiten Lehm mit anderen natürlichen Baustoffen zu kombinieren. Diese Symbiosen werden auch schon seit vielen Jahrhunderten erfolgreich bei Fachwerkhäusern angewandt. Wegen seiner hohen Dichte bietet Lehm außerdem einen hervorragenden Brand- und Schallschutz. 

7. Lehm ist sehenswert

Unter Lehmbau verstehen viele Menschen zuerst einmal runde bis unförmige Bauten, in die jemand eine Höhle reingeschält hat. Lehmbau kann aber auch zeitgemäss gestaltete Kunst und überaus moderne Architektur sein.

Vorarlberg Museum Bregenz

Habe ich etwa einen wichtigen Punkt vergessen?

Herzlichst, Sandra

Fakt oder Fiktion? Vorteile von Lehm

“Was, du hast einen Blog zum Thema Lehmbau? Ah, cool.” …

Einen kurzen Moment dauert es meistens, bis das Gespräch dann wieder seinen Lauf nimmt.
“Aber erklär nochmal kurz, meinst du komplett aus Lehm bauen, also echt, Lehm?!?”

So oder so ähnlich sind meist die Reaktionen zum Thema Bauen mit Lehm. Kann ich gut verstehen, mir ging es seinerzeit ja genau so. Es stellen sich viele Fragen und nur mit viel Ambitionismus kann man sich die wichtigsten Informationen aus unterschiedlichen Websites heraussuchen. Und dann muss man sie nur noch zusammen setzen. Oder ein Buch kaufen, aber welches?

Ich möchte es euch vereinfachen und die häufig gestellten Fragen zum Thema Lehmbau beantworten. Was genau bedeutet es mit Lehm zu bauen? Wie genau geht das überhaupt? Wer macht das? Was für Vorteile habe ich davon und kann ich das überhaupt bezahlen?
…um hier nur einige davon zu nennen.

Wer hat nicht schon mal von den vermeintlichen Vorteilen des Lehms gehört:

Feuchteregulierung, Wärmespeicherung oder auch Umweltfreundlichkeit. Aber wusstet ihr, dass ein Lehmputz von 5mm ausreicht, um Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen und sie einzulagern? Dass der Fisch, den ihr abends kocht am nächsten Morgen nicht mehr riecht, da der Lehm die Geruchsstoffe absorbiert? Dass einem Asthmatiker nichts besseres passieren kann, als in einem Raum aus Lehm zu leben?

Hier eine Liste an Fakten, die das Einbauen von Lehm in einem Gebäude mit sich bringen kann:

  • Feuchteregulierend
  • Wärmespeichernd
  • Gute Akustikeigenschaften
  • Reduziert hochfrequente Strahlung
  • Absorbiert schlechte Gerüche
  • Bindet Schadstoffe
  • Konserviert Holz
  • Lehm bietet sogar Brandschutz (beispielsweise für eine Holzkonstruktion)
  • Verarbeitung ist partizipativ, leicht zu erlernen und kann selbst gemacht werden
  • Umweltfreundlich
  • Wiederverwendbar -> Cradle to Cradle
  • Unendliche Resscourcen
  • Ohne jegliche Zusätze verarbeitbar
  • 100% recyclebar und problemlos zu entsorgen

Aber gehen wir doch zu allererst mal darauf ein: Was genau ist Lehm überhaupt?

Lehm ist ein Gemisch aus Ton, Schluff und Sand. Je nachdem welche Lehmbautechnik man anwendet kommt noch Kies hinzu. Die Tonmineralien sind in diesem Gemisch die kleinsten Teilchen. Wenn man sich Tonmineralien durchs Mikroskop anschaut, dann sind es kleine, sehr platte, meist kantige Teilchen, die durch Wasser aneinander haften. Dieser Anziehung oder Bindung verdankt der Ton seine Klebrigkeit. Umso mehr Ton in einem Lehm also vorhanden ist, desto klebriger ist er.
Durch einen hohen Tonanteil kann der Lehm im Trocknungsvorgang aber reissen, dann bezeichnet man ihn als zu “fett”. Möchte man die Risse verhindern gibt man dem Gemisch mehr Sand hinzu, magert ihn also ab. Magerer Lehm ist rissresistenter, aber hier ist wieder darauf zu achten, dass die Bindekraft bestehen bleibt und die trockene Lehmoberfläche nicht sandet. Ihr seht schon, eine Wissenschaft für sich! Mit etwas Übung und dem richtigen Gefühl dafür hat man aber sehr schnell raus, welcher Lehm sich wofür eignet.

Lehmboden auf Sizilien

Lehm kommt in so ziemlich allen Regionen unsrer Welt vor, ausser in den Bergen, wo man nur auf Gestein trifft. Das Lehmvorkommen unterscheidet sich je nach Region natürlich in Zusammensetzung, Art des Tonminerals und damit auch in der Farbe. Das Spektrum reicht hier von weissem Lehm über braunen, gelben und ockerfarbigen, bis zu grünem und schwarzem Lehm. Rot ist natürlich auch ein bekannter Klassiker.

Firmen, die sich auf Lehmoberflächen spezialisieren und fertige Mischungen anbieten, haben sogar die verrücktesten natürlichen Farbpigmente entwickelt, die Lehmwände sogar blau werden lassen, wenn man das möchte. Hier ein Putzmuster, das ich vor kurzem dazu erstellt habe:

Die fertige und getrocknete blaue Lehmputzoberfläche auf der Mustertafel. Wir haben für einen Glimmereffekt noch ein paar Muschelpartikel eingestreut.

Der Kreativität sind mit Lehm also keinerlei Grenzen gesetzt. Mit Einstreuungen von Muschelkalk oder pflanzlichen Fasern kann man der Oberfläche zusätzlich eine ganz eigene Ausstrahlung verleihen. In der Ornamentik der Oberfläche kann man auch eine sehr warme und weiche, ja fast wilde Optik erzielen.

Lehmputz kann aber auch ohne Probleme sehr dezent in weiss und glatt hergestellt werden, und so alle Anforderungen erfüllen, die im Neubausektor bis Qualitätsstufe Q3 bestehen.

Das war es also schon. Lehm ist aus der Natur geschöpfte “Erde”, die in der richtigen Zusammensetzung und mit Zugabe von Wasser zu einem Baumaterial werden kann. Wenn dem Gemisch keine künstlichen Zusätze wie Zement oder Gips verabreicht werden, was es in der Regel auch gar nicht braucht, dann kann der Lehm unendlich oft wieder verwendet werden. Einfach abkratzen, Wasser drauf und neu verputzen. Klingt toll oder? 🙂 Ich habs selbst schon probiert!

In den nächsten Folgen steigen wir dann Thema für Thema tiefer in die Eigenschaften des Lehms ein. Als nächstes schauen wir uns an, was es mit der Feuchteregulierung auf sich hat. Ich freue mich, wenn ihr wieder reinschaut!

Mich interessiert jetzt aber brennend, wer von euch sich nach diesen Informationen nun für eine Lehmoberfläche entscheiden würde, wenn ihr die Wahl hättet?

Herzlichst, Sandra

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