Eine rote Lehmgrube während meines Besuchs im fernen Lettland 🧡 Eigentlich habe ich persönlich rot immer mit den Erden auf dem afrikanischen Kontinent verknüpft. Verrückt, wie wenig wir wissen, was genau sich unter der Erdoberfläche verbirgt, die wir bewohnen. Eine Ton- oder Lehmgrube erzählt uns die Geschichte von tausenden oder gar Millionen Jahren.
Außerdem ist es sehr spannend zu sehen, welcher Aufmerksamkeit sich das Bauen mit Lehmbaustoffen bereits bei unseren EU Nachbarn erfreut. Die Produktion eines dortigen Ziegelherstellers wird sich künftig auch auf den Lehmstein ausrichten, eine ungebrannte Version seines “großen Bruders”. Übrigens als erste ihres Landes.
Energiesparen und zirkuläres Bauen sind hier die Devise. Und ich bin schwer begeistert.
Die Bauwende nimmt eindeutig Fahrt auf! Oder was meinst du?
“Hello Sandra, we are a group of clay enthusiasts from Latvia (…) who are interested in learning how natural materials are used in modern buildings.”
So eine schöne Anfrage! Da überlegt man ja nicht lange, oder? Nach ein paar wenigen eMails trafen wir uns im sonnigen Konstanz, um uns gegenseitig zum Bauen mit Lehmbaustoffen und der großen Idee einer globalen Bauwende auszutauschen.
Valdis, Varis, Eduards und Rolands aus Riga zu Besuch im LEHMBAU.BÜRO
DE_
Es war eine große Freude die lettischen Kollegen kennenzulernen, die sich in Deutschland auf die Suche nach den neuesten Entwicklungen zum natürlichen, ökologischen und nachhaltigen Bauen macht. Selbstverständlich ist der Lehmbau in ihrem Fokus, da sie als Ziegelhersteller von LODE SIA darüber nachdenken die vielfältigen Lehmprodukte auch in ihre Produktion aufzunehmen und dem lettischen Markt anzubieten. Die Nachfrage scheint heute schon groß zu sein.
Nach einer kurzen Theoriestunde im LEHMBAU.BÜRO ging es zu einem ehemaligen Projekt in der Schweiz, um uns Lehmputz und Stampflehmboden live ansehen.
Vielleicht erleben wir also bald auch eine Bauwende in Lettland. Und ich bin (stellvertretend für uns alle) ein bisschen stolz darauf, dass sie sich Deutschland in Sachen Lehmbau als Vorbild nehmen können. Hier bei uns ist der Lehmbau nämlich bereits normiert und ein Baustoff, der mehr und mehr in den Fokus rückt. Also Hopp, Lettland! #bautkeinenscheiss 😉
EN_
I was a pleasure to meet you as my Latvian colleagues, who are on the lookout in Germany for the latest developments in natural, ecological and sustainable building. Of course, clay building is in their focus, as they, as brick manufacturers of LODE SIA, are thinking about including the diverse clay products in their production as well and offering them to the Latvian market. The demand already seems to be high.
After a short theory lesson at LEHMBAU.BÜRO, we went to a former project in Switzerland so that we could see clay plaster and rammed earth flooring live.
So maybe we will soon see a buildingturnaround in Latvia. And I am a little proud (on behalf of all of us) that they can take Germany as a role model when it comes to earthbuilding. Here in Germany, earthen building is already standardised and a building material that is increasingly coming into focus. So hop on, Latvia ! #buildnoshit 😉
Ein Wiedersehen mit diesen netten Menschen wäre wunderbar. Ich hoffe es klappt bald wieder!
Eine Bibliothek aus Lehm für die Bewohner in der Region von Nsutem, einem kleinen Ort etwa 100 km nördlich von Ghanas Hauptstadt Accra – das ist das ambitionierte Projekt von ARCHIFAIR, einer Non-Profit-Organisation aus Wien. Mit diesem Projekt möchten sie die Infrastruktur im Land stärken und einen öffentlichen Ort des Lernens mit gleichberechtigtem Zugang für alle Menschen schaffen.
Der Ausruf zum Bau einer Bildungseinrichtung kam aus der Community selbst. Der Zugang zu analogen und digitalen Medien wird durch diesen Bau für die Menschen in der Region verbessert, wenn nicht überhaupt erst möglich gemacht. Das Gebäude soll auf einem bestehende Schulgelände erbaut werden, und unter anderem als Ergänzung zum Schulunterricht dienen.
Gebaut wird die mudLibrary mit Hilfe von den dortigen Bewohnern und Volunteers aus aller Welt, die Teil dieses Projektes sein wollen. Die Konstruktion des Neubaus wird hauptsächlich aus Stampflehm bestehen und durch Holz und Bambus ergänzt werden. Damit die Bibliothek autark sein kann wird eine PV- und auch eine Wasserwiederaufbreitungsanlage vorgesehen. Mit diesem Material- und Technikkonzept erreicht man eine angenehm kühle und trockene Lernumgebung und nutzt hauptsächlich vorhandene erneuerbare Ressourcen, wie Lehm, Bambus und die Sonne, um das Gebäude zu errichten und später auch zu betreiben.
Finanziert wird der Bau über Spenden. Daher werden weiterhin dringend finanzielle Mittel benötigt, um das Projekt umsetzen zu können. http://www.archifair.org/donate/
Einen Zeitplan, die Aufgliederung der Bauteilkosten und Informationen zur Konstruktion, dem sozialen Umfeld und zur Projektorganisation findest du auf der Webseite der ARCHIFAIRs unter http://www.archifair.org
Ich finde diese Initiative sehr unterstützenswert, ob als Volunteer oder in Form von Spenden. Besonders gut gefällt mir dabei die Eigeninitiative der Bewohner und die damit einhergehende Chance den Austausch im Bauen mit Lehm zu fördern.
ARCHIFAIR hat mit der Umsetzung einer mudCafeteria in Sang, im Norden Ghanas, bereits 2017 große Erfolge gefeiert. Die Projektierung, Umsetzung und Spendensammlung wurde auch dort schon von den Mitgliedern von ARCHIFAIR selbst organisiert. Mit dem neuen Projekt des mudLibrary bauen sie auf ihren bisherigen Erfahrungswerten und dem dort gewonnen Wissen auf.
Das Team rund um den dreimonatigen Bau der mudCafeteria
Ich kann bei diesem wundervollen Projekt leider nicht vor Ort dabei sein, wünsche dem Team aber eine erfolgreiche Umsetzung, viele lehrreiche Momente und einen tiefen Austausch.
Der Film “Didi Contractor – Leben im Lehmhaus” wird in diesem Monat in vier verschiedenen Schweizer Kinos gezeigt wird.
Er berichtet von einer amerikanischen Architektin, die in jungen Jahren den Weg nach Indien gefunden hat und bis heute ins hohe Alter wunderschöne Lehmhäuser entwirft, die sie mithilfe von motivierten Anhängern aufbaut. Auf Detailgenauigkeit gibt sie dabei besonders viel Acht.
Sie hinterlässt höchst zufriedene Kunden, die das Wohnen in Didi’s Häusern nicht nur weiterempfehlen können, sondern ihre Arbeit, den Umgang mit Natur und Material und dieses besondere Wohl- und Wohngefühl ausgesprochen loben.
Ich habe ihn gesehen und kann ihn nur weiter empfehlen! Lasst euch von der Ausstrahlung Didi’s überzeugen und von ihrer Begeisterung anstecken.
Die Regisseurin des Films, Steffi Giaracuni, wird ebenfalls zu den Spielzeiten im Kino sein und hat etwas Programm für euch vorbereitet. Genauere Infos zu den Zeiten, Orten und den Diskussionsrunden entnehmt ihr bitte den folgenden Flyern.
Viel Spaß in den Vorstellungen und lasst gerne euren Eindruck vom Film hier in den Kommentaren da.
Vom 7. März bis zum 19. Mai 2018 fand im Vorarlberger Architektur Institut (vai) in Dornbirn eine Austellung zum Thema Bauen mit Lehm mit dem schönen Titel “Mit Erde gebaut” statt. Dort wurden neben dem internationalen Lehmbauarchitekturpreis TERRA-Award auch Exponate des Lehmbau-Meisters Martin Rauch aus Schlins dargeboten, die er in seiner Werkstatt von LehmTonErde entwickelt hat.
Ich bin hingefahren und habe hier ein paar Eindrücke für euch zusammen gestellt:
Sandra (ich) im vai Dornbirn
Neben diversen Materialstudien zur Festigkeit von Lehm, die inmitten der TERRA-Award-Preisträgerplakate zu sehen waren, wurden 5 Lehmbautechniken von Damals und Heute dargestellt und mit Materialbeispielen zum Anfassen belegt.
Lehmbautechniken zum Anfassen
Festigkeitsstudien
Martin Rauch fing seinerzeit als Keramiker und Bildhauer an und gelangte so zum Material Lehm. Mit grosser Leidenschaft entwickelt er nun seit über 30 Jahren innovative Techniken und Ideen in den Themen Lehmbau, Architektur und Gestaltung mit Naturbaustoffen. Sein Ziel ist es Lehm als Baustoff erschwinglich zu machen, deshalb entwickelte er eine Maschine, die Stampflehmwände schneller und effizienter in Elementen vorfertigt. Bekanntheit erlangte er mit dem Realisieren grosser Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, teilweise zusammen mit Anna Heringer. Mittlerweile werden sein Wissen und seine Produkte bis nach Afrika und in den Orient transportiert. Seine Arbeit ist vorbildlich und ich bin hellauf begeistert.
vorgefertigt – Lehmbauelemente
Am 8. Mai 2018 fand im Zuge der Ausstellung ein toller Vortrag von und mit Martin Rauch und Anna Heringer statt. Diesen beiden Lehmbau-Pionieren ist es zu verdanken, dass diese Bauweise in unseren Breitengraden mehr Bekanntheit erlangt und auch für moderne Architektur infrage kommt.
Anna Heringer schrieb ihre Diplomarbeit schon über Lehmbau und bekam dafür eine Auszeichnung. Das geplante Gebäude, eine Schule in Bangladesh, konnte sie tatsächlich mit den Materialien und der Hilfe der Menschen vor Ort realisieren. Seither ist sie aus dem Lehmbau-Universum nicht wegzudenken, engagiert sich für Entwicklungsarbeiten und erhält dafür eine Auszeichnung nach der anderen.
Beide sind Gastdozenten für die UNESCO an der ETH in Zürich und lehren Ihr Wissen ebenfalls an renomierten Universitäten in Stuttgart, Wien und München sowie den USA. Ich werde in Zukunft sicher mehr über sie und ihre Architektur berichten!